Eine mediterrane Ernährung ist ohne Olivenöl kaum bis gar nicht vorstellbar. Da sich diese Ernährungsweise und die gesundheitlichen Vorteile der Verwendung von Olivenöl als Fettlieferant immer größerer Beliebtheit erfreut, steigt der Olivenölkonsum in der EU stetig an. Doch wie beeinflussen klimatische Veränderungen den kostbaren Fruchtsaft der Region? Eine Produzentin aus Sizilien gibt uns einen eindrucksvollen Einblick in die damit verbundenen Herausforderungen.
Im letzten Sommer verzeichnete Sizilien Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius, eine Hitze, die über mehrere Wochen anhielt. Historisch gesehen profitierte die Region von gelegentlichen Sommergewittern, welche notwendige Niederschläge mitbrachten, die den Oliven halfen, zu wachsen und zu gedeihen. Doch im letzten Jahr gab es eine spürbare Abwesenheit solcher Niederschläge. Die daraus resultierende Trockenheit ließ im Boden Risse entstehen, die bis zu 1,30 Meter lang wurden.
Doch nicht nur die Trockenheit stellt die Olivenbäume vor Herausforderungen. Noch immer zeigen sich Spuren des Hochwassers von vor drei Jahren. Einige Bäume sind dadurch in Mitleidenschaft gezogen worden, ihre abgestorbenen Wurzeln können keine Nährstoffe mehr aufnehmen, und der Baum benötigt Kraft, um neue Wurzeln zu bilden. Im Frühjahr 2023 gab es vielversprechende Anzeichen: Eine üppige Blütezeit ließ auf eine reiche Ernte hoffen. Doch dann kam der Schirokko.
Was ist der Schirokko?
Ein heißer, trockener Wind aus der Sahara, der über das Mittelmeer zieht und insbesondere in südlichen Regionen Italiens spürbar ist. Er kann Temperaturen drastisch erhöhen und trägt zur Austrocknung der Landschaft bei.
Durch diesen Wind wurden zahlreiche Blüten heruntergewirbelt. Und die darauffolgende, anhaltende Hitze ließ den Oliven kaum eine Chance. Vielen fehlte es an Wasser, wodurch sie trocken wurden und vom Baum fielen. Auffällig war auch der Verlust von Laub in diesem Jahr.
Dieses Phänomen beschränkt sich nicht nur auf Sizilien. Der gesamte Süden Europas spürt die Auswirkungen, obwohl einige Regionen Griechenlands durch gelegentliche starke Gewitter noch verschont blieben.
Einige könnten argumentieren, dass Bewässerung die Lösung ist. Aber das ist nicht unbedingt der Fall. Die Oliven sollen sich hauptsächlich mit Öl und weniger mit Wasser füllen. Und es gilt: Je kleiner die Olive, desto geringer die Ölausbeute.
Im Boden entstehen Risse, bis zu 1,30 m lang.
Betriebe, die sich der biologischen Landwirtschaft verschrieben haben, spüren die Auswirkungen besonders. Biolandwirtschaft – nicht nur eine Frage des gesunden Menschenverstandes, sondern auch ein wachsender Trend – steht vor großen Herausforderungen. Chemische Eingriffe sind hier nicht die Lösung und bieten auch keine langfristigen Erfolge.
Mit einer geringeren Ernte steigen die Kosten. Für Olivenbauern bedeutet das, dass sie ihre Anbaupraktiken anpassen müssen, um weiterhin qualitativ hochwertiges Olivenöl zu produzieren.
Abschließend lässt sich festhalten: Qualität entsteht nicht allein durch Technik und moderne Ölmühlen. Sie ist auch abhängig von optimalen klimatischen Bedingungen. Durch lang anhaltende Hitze und damit verbundene Ernteausfälle müssen die Bauern ihr Produkt teuerer im Markt anbieten, um noch profitabel arbeiten zu können. Hinzu kommt, dass Olivenölpanscher immer aktiver werden — nicht überall wo Extra Vergine draufsteht ist auch Extra Vergine drin — zum Teil werden die Öle mit billigen Pflanzenölen gestreckt oder anderweitig verändert. Dies mindert nicht nur die Qualität sonder vor allem auch den Geschmack. Aber dazu in einem anderen Beitrag mehr.